Steigende Leitzinsen in den USA: Werden Kredite teurer?
Die Notenbank der USA, die FED, hat die Leitzinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Gleichzeitig kündigte der Chef der FED, Jerome Powell, an, dass im Jahr 2018 mindestens zwei weitere Zinserhöhungen folgen sollen. Die Niedrigzinspolitik der USA ist nun endgültig zu einem Ende gekommen. Während Anleger auf ein Ende des Zinstiefs hoffen, bangen Kreditnehmer um günstigen Kreditkonditionen. Zu Recht? In der Vergangenheit folgte die Europäische Zentralbank im Abstand von einigen Monaten den Zinsvorgaben aus Übersee. Drehte die FED an der Zinsschraube, zogen die Europäer nach. Steigende Zinsen in den USA bedeuteten dann für Verbraucher in Deutschland vor allem eines: Höhere Kosten für Kredite, denn die Banken geben höhere Zinsen besonders gern an ihre Kreditkunden weiter.
Inzwischen mehren sich jedoch die Anzeichen, dass sich die Europäische Zentralbank verselbständigt hat und den USA in Sachen Leitzinsen nicht länger blind folgt. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gehen die Amerikaner selbstbewusst davon aus, dass sie die Wirtschafts- und Bankenkrise überstanden haben und nun ihre Wirtschaft vor einer Überhitzung schützen müssen. Daher ziehen die Zinsen in Übersee seit dem vergangenen Jahr wieder an. Zum anderen sieht das in Europa ganz anders aus. EU-Zentralbankchef Draghi hält an den Niedrigzinsen fest und pumpt Milliarden in den Kauf von Anleihen. Anders als in den USA ist die Wirtschaft in der Eurozone nicht über den Berg, wie ein Blick nach Italien oder Griechenland zeigt. Andererseits bewegt sich die Kerninflation im Euro-Land – anders als in den USA -stabil um die 2-Prozent-Marke. Unter diesen Bedingungen kann die EZB aller Kritik zum Trotz ihre Zinspolitik fortsetzen.
Ob die Kreditzinsen hierzulande steigen, hängt davon ab, ob Europa den Zinsvorgaben aus Übersee folgt. Einen Automatismus gibt es nicht mehr. Es scheint jedoch, als könnten sich die Europäer noch eine Weile über preiswertes Geld freuen.